Theaterspielen in der Kinder- und Jugendgruppe
Die Tradition des Theaterspielens pflegte seit 1970 der Holzner Hansi (Nagl Hansi) mit der Kinder- und Jugendgruppe. Damals als Jugendleiter für den Nachwuchs verantwortlich, suchte er sich anfangs Weihnachtstheaterstückln, -gedichte und -geschichten aus dem damaligen Lesebuch der Volksschule aus. Für die erste Vorführung, die im Lesesaal der ehemaligen Volksschule (jetziges Verkehrsamt) stattfand, schaffte der Verein eigens eine Bühne beim Kamml Anderl in Inzell für die Kinder an. Das Interesse und die Freude, mit der die Kinder und Jugendlichen an das Krippenspiel gingen waren für die Verantwortlichen Anlaß genug, eine jährlichen Tradition daraus zu entwickeln. Bereits 1974 verfaßte der Jugendleiter dann sein erstes selbst ersonnenes Theaterstück mit dem Titel : „Bergweihnacht“. Der Hansi achtete hier, wie auch bei allen folgenden Theaterstücken, auf den engen Bezug zum Heimatort und vor allem auf die überlieferte „boarische Sprach`“. Viele „handg`schnitzte“ Manuskripte wie: „Der Weg zur Krippe“, „Die auf`blosn`e Weihnachtsgans“, „Hirta unsa Stund` is` kemma“, Jochberger Hirta“ , „Der g`selchte Mett`nstock“ , „Hirtenverkündigung“, „Der geistliche Knopfhand`l“ und „D` heilige Nocht“, folgten diesem ersten Manuskript. Dazu stammen eine große Zahl von Mundartgedichten und „G`schichtl n“ aus der Feder des langjährigen Jugendleiters, der immer auch „`s Herz und `s Gmüat“ mitsprechen ließ. Das erklärt sicher auch die Freude, die nicht nur die mitspielenden Kinder an diesen Darbietungen hatten und haben.
1985 wurde die Weißbacher Bauernbühne „geboren“
Die Spielleidenschaft der Kinder ließ Gedanken dieser Art auch bei den Erwachsenen aufkommen. Eine Theatergruppe hatte es zwar offensichtlich vor dem 2.Weltkrieg schon gegeben, bei der Familie Eder (Staller) sind noch handgeschriebene Manuskripte vorhanden, bis aber eine neue Erwachsenengruppe sich formierte, dauerte es bis zum Jahr 1985. Bauregger Hans (Harbach), Aicher Franz, Eder Angelika (Staller), Marchl Gudrun, Öttl Josef (Stief) und Schmidberger Barbara, fanden sich am Karfreitag 1985 zusammen um diese Aufgabe in Angriff zu nehmen. In Eigenproduktion entstand eine komplette Bühnenkulisse die, gebaut von Hans Bauregger, Franz Aicher und Josef Öttl, als Hintergrund bei der Premiere der Einakters “ Der Denkzettel“ ihre Einweihung erfuhr. Die „Weißbacher Bauernbühne“ war geboren. Zum Leiter bestimmten die Theaterspieler Hans Bauregger. Seither gehört die Theatergruppe zu einem festen Bestandteil in unserem Verein und auch in der Gemeinde Schneizlreuth. Sie besteht derzeit aus 28 aktiven Mitgliedern. Erst 13 Jahre später, im Jahre 1998, bekamen die Theaterspieler eine neue Bühne, zum größten Teil gebaut von Anton Öttl sen. Die Auftritte finden zu dieser Zeit bereits im neu gebauten „Weikertstoa-Saal“ im Gasthof Alpenhotel statt. 2005 übergibt Hans Bauregger sein Amt in die Hände von Josef Öttl. Für seine Verdienste erhält er von Bürgermeister Klaus Bauregger die Bürgermedaille der Gemeinde Schneizlreuth.
2011 schlossen sich Mathias Hinterseer, Josef Öttl und Anton Öttl Anton sen. zusammen und haben mit viel Engagement und zahlreichen Arbeitsstunden eine weitere Bühne, die sogar als Aussenbühne bespielbar wäre, gebaut. Martina Rieder, die selbst bei der Bauernbühne Theater spielt und Regie führt, trug mit ihrem künstlerischen Können dazu bei die Bühnenteile zu bemalen, zu verzieren und ihnen den ihnen den letzten Schliff zu geben.
Schauspielerische Leidenschaft sorgt für manche Lachfalte
In den letzten 20 Jahren konnten unsere „Theaterer“ viele Zuschauer mit Stücken wie ,,Die Silberhochzeit, D´ Emma is kemma“ oder „Peter und Paul“, um nur einige zu nennen, begeistern und sicher die ein oder andere Lachfalte hinterlassen. Mit kurzweiligen Geschichten, die meist im bäuerlichen Milieu spielen, sorgen die Akteure für volle Säle. Sie verstehen es hervorragend, mit Witz, Charme und schauspielerischer Leidenschaft eine mittlerweilen große Fangemeinde zu begeistern. Im Jahr 1995 feierte die Theatergruppe ihr 10-jähriges und im Jahre 2010 das 25-jährige Bestehen jeweils mit einem Jubiläumsabend.
Ein Herz für Hilfsbedürftige
Durch Benefizveranstaltungen der Theatergruppe konnte hilfsbedürftigen Bürgern in unserem Ort und Landkreis geholfen werden. So führte etwa ein schwerer Brand im Jahre 2002 bei einer Bauernfamilie in Oberjettenberg dazu, dass die Tochter der Familie lebensgefährlich verletzt wurde. Bis heute leidet das Mädchen an den Folgen und musste viele Operationen über sich ergehen lassen. Unsere Theaterspieler haben nicht lange überlegt und die Familie mit Eintritts- und Spendengeldern unterstützt. Mit ihrem Engagement konnten sie so die Not mildern und sicher ein Lächeln in die Gesichter der Familie zaubern. Bei einer weiteren Katastrophe wurden Familien, vor allem in Schneizlreuth im Juni 2013 durch Hochwasser schwer geschädigt. Auch in diesem Fall engagierten sich die Mitglieder der der Bauernbühne mit einem weiteren Benefiz-Theater. Mit dem Erlös konnte zumindest 2 Familien und einer Firma in Schneizlreuth spontan geholfen werden. Den Mitmenschen einen unbeschwerten Abend zu bereiten, sie mit der eigenen Begeisterung für das Theaterspielen anzustecken und die Tradition des Volksschauspiels zu pflegen ist das Hauptanliegen aller Theaterspielerinnen und –spieler. So soll auch der dauerhafte Bestand der Bauernbühne gesichert werden. Aber nicht nur das Theaterspielen allein sondern vielmehr noch die Kameradschaft, der Zusammenhalt und gemeinsame Ausflüge etwa nach Berlin, Hamburg oder nach Südtirol schweißten unsere Bauernbühne zu einer lustigen ,,verschworenen„ Gemeinschaft zusammen!! Werner Bauregger/Regina Wenzl